Es war ein klassisches Eigentor, das SVP-Nationalrat Christof Mörgeli im Herbst 2012 schoss. Für die Talkshow „Schawinski“ schleppte Mörgeli einen Stapel Dissertationen ins TV-Studio und rühmte seine wissenschaftlichen Leistungen.
„Das war die eigentliche Einladung zur Recherche“, erzählte Marc Meschenmoser von der „Rundschau“ am Recherchetag am MAZ in Luzern. Er warf einen Blick auf die Dissertationsliste auf Mörgelis Website und sah, dass sich einige Titel stark ähnelten. „Da wurde ich das erste Mal misstrauisch.“ Danach ging die eigentliche Recherche erst los: Meschenmoser schaute die – öffentlich zugänglichen – Disserationen an und sprach mit Doktoranden und Experten.
Quellenschutz als oberstes Gebot
Bis der TV-Beitrag schliesslich ausgestrahlt wurde, verging rund ein halbes Jahr. Hauptschwierigkeit war laut Meschenmoser, Doktoranden zu finden, die bereit waren, darüber zu sprechen – schliesslich gibt niemand gerne zu, eine mangelhafte Dissertation abgeliefert zu haben.
„Am Telefon sagten viele etwas, doch vor der Kamera wollten sie nicht Stellung nehmen“, sagte Meschenmoser. Es sei aber wichtig für die Glaubwürdigkeit der Geschichte gewesen, einen Doktoranden vor die Kamera zu bekommen – auch wenn dieser anonym auftrat. Seine Stimme wurde nachgesprochen, seine Silhouette verändert.
„Quellenschutz ist das höchste Gebot“, sagte Meschenmoser. Pflicht des Rechecherjournalisten sei es nicht nur, genau hinzuschauen, sondern auch die Quellen zu schützen. Der Quellenschutz war in diesem Fall umso wichtiger, als nach der Ausstrahlung des Berichts Gegenwind aufkam und die „Weltwoche“ versuchte, den Zeugen auffliegen zu lassen. „Sie erwischten jedoch den Falschen. Den Namen des Zeugen werde ich wohl mit ins Grab nehmen.“
[Maja Briner]